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Neueste Balladen
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Die Pforzheimer Zeitung hat am 9. Januar 2016 über Sagenballaden.de berichtet. Den Artikel gibt es hier als PDF, auf dem Online-Portal der PZ findet sich zudem eine Interaktive Karte mit Schauplätzen verschiedener Sagen im Raum Pforzheim. Mit dabei sind einige Videos von vor Ort gelesenen Balladen. -
Biografie eine württembergischen Sagenballadendichters:
Jiří Hönes: „Tief unten zieht die grüne Nagoldwelle…“ – Karl Doll. Leben und Werk, Sagen und Sonette Balladen nach Autor
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Archiv der Kategorie: Eduard Brauer
Eduard Brauer: Die 400 Pforzheimer
Georg von Baden zog zum Streit
In blut’ger, unheilvoller Zeit,
Vor Tilly’s wilden Schaaren
Sein Vaterland zu wahren.
Dem Herrscherstab, dem Fürstenhut
Entsagt der Fürst mit starkem Muth,
Und spricht zu seinem Sohne:
„Sitz Du auf meinem Throne!“
„Mich ruft zum Kampf die höh’re Pflicht,
Die Noth ist groß! hilft Gott uns nicht,
Wird uns das Schwert bekehren
Von Luthers reinen Lehren.“
„Doch ferne sei mir’s, Mord und Brand
Zu locken in mein friedlich Land;
Ich will das Schwert erfassen,
Und dir das Scepter lassen.“
„Nimm’s hin! mein Sohn, und trag’ es weis
Zu deines Volks und Gottes Preis
Des heil’gen Rechts Beschützer
Der Schwachheit Unterstützer.“
Er sprach’s, und schwang sich auf sein Roß.
„Leb’ wohl! du meiner Ahnen Schloß.“
Viel heiße Thränen rannen,
Doch rastlos gieng’s von dannen.
Da half kein Rath, kein warnend Wort,
Ein blind Verlangen trieb ihn fort,
Wie einst in bessern Zeiten
In off’ner Schlacht zu streiten.
„Der Feigling sucht den Hinterhalt,
Ich trau auf meines Arms Gewalt –
So rief er – kühn Beginnen
Muß uns den Sieg gewinnen.“
Und unaufhaltsam rückt er vor,
Und triff den Feind vor Wimpfens Thor,
Viel Tausend wohlgerüstet,
Die all des Kampfs gelüstet.
Die Trommel ruft, das Schwert wird blos,
Wie Blitze folgen Hieb und Stoß,
Es donnern die Kanonen,
Die Freund und Feind nicht schonen.
Und Mancher stürzt’, und Mancher sank,
Und mancher Kämpe sterbenskrank
Hat schweren Tod gelitten,
Denn blutig ward gestritten.
Es stach der Sonne heißer Brand
Den Fürsten, der im Freien stand,
Doch kühles Obdach hatten
Die Feind’ in Waldes Schatten.
Da hat gar mancher Held geklagt,
Der Markgraf streitet unverzagt;
Und Mancher muß erbleichen
Vor seines Armes Streichen.
Doch sieh! welch schwarzer Höllendampf
Steigt dort empor und stört den Kampf?
Horch, wie es kracht und wettert,
Und Alles rings zerschmettert.
Des Fürsten Heer wird schnell zersprengt,
Und Herrn und Knechte flieh’n vermengt;
Ein Schreckensruf verkündet:
Das Pulver ist entzündet.
Umsonst war Bitten, Mahnen, Droh’n,
So Muth als Ordnung war entfloh’n.
Bald focht, vom Feind umgeben,
Der Markgraf um sein Leben.
Nun spitzt das Ohr, und hört die That,
Die nirgend ihres gleichen hat,
Vernehmt sie, und bewundert
Von Pforzheim die Vierhundert.
Ein Häuflein klein, doch edler Art
Hat um den Fürsten sich geschaart,
Aus jener Stadt gebürtig,
Des Schwabenlandes würdig.
Sie standen vor den Fürsten dicht,
Wie Säulen fest, und wankten nicht,
Sein theures Haupt zu retten
Von ew’ger Knechtschaft Ketten.
Und Mancher stürzt’, und Mancher sank,
Das Blut der treu’sten Herzen trank
Der nimmersatte Boden,
Ein weites Feld von Todten.
Sie kämpfen, bis der Letzte blieb.
„O weinet nicht, ihr Mütter lieb!
Der Ruhm von euern Söhnen
Wird alles Land durchtönen!“
So ward der edle Fürst befreit
Durch seiner Bürger Tapferkeit,
Denn Lieb’ ist bess’re Wehre,
Als Furcht und mächt’ge Heere.
Und ihr, ihr Herren edel’n Bluts
Begebt euch eures stolzen Muths,
Und ehret und bewundert
Von Pforzheim die Vierhundert.
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Veröffentlicht unter Eduard Brauer, Pforzheim
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Eduard Brauer: Gaggenau
Wer sitzt im warmen Stübchen?
Ein Mädchen und ein Bübchen,
Großmutter sitzt und spinnt,
Läßt sich ein Weilchen quälen,
Bis daß sie zu erzählen
Mit leisem Mund beginnt:
* * *
War einst ein Hirtenknabe,
Der nannt’ als einz’ge Habe
Ein junges Gänschen sein,
Doch ach! vor Baden’s Thoren
Hat sich das Thier verloren
Zu Hansen’s bitt’rer Pein.
Er rennt von Ort zu Orte,
Er klopft an jede Pforte,
Kehrt hoffnungslos zurück,
Verloren bleibt sein Gänschen
(O Hänschen, armes Hänschen!)
Verloren all’ sein Glück
Und bei der Murg Gestaden
Hin sinkt er mühbeladen
Und klagt des Herzens Noth
Den Wellen und den Winden:
„Läßt sich die Gans nicht finden,
So wein’ ich mich zu Tod’!“
Da kommt ein bucklig Männchen,
Nicht höher als drei Spännchen,
Vom grünen Berg herab
Und spricht: „Nach Gernsbach wand’re
Und stiehl dir eine and’re,
Du dummer Hirtenknab.“
Doch Hänschen sagt: „Mit nichten
Mag ich das Ding verrichten,
Die Ehr’ ist mir zu lieb,
Viel eher wollt’ ich laufen,
Mein letztes Hemd verkaufen,
Als daß ich würd’ ein Dieb!“
Kaum war dies Wort gesprochen,
Hat lachend sich verkrochen
Der kleine Schelm, der Zwerg;
Ein Gagagg tönt vernehmlich,
Husch, husch, da schlüpft bequemlich
Das Gänschen aus dem Berg.
Vor Freuden tanzt mein Hänschen,
Und flügelnd setzt das Gänschen,
Sein heit’res Gagagg fort;
Bald flog durch’s Thal die Kunde,
Und von derselben Stunde
Heißt Gaggenau der Ort.
* * *
Das Mädchen und das Bübchen
Im traulich warmen Stübchen
Sind seelig eingenickt.
Großmutter sitzt im Stuhle,
Sie sitzt und dreht die Spule
So fleißig und geschickt.
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Veröffentlicht unter Eduard Brauer, Schwarzwald
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Eduard Brauer: Die Spieleiche im Hagenschießwald bei Pforzheim
Badische Sage.
Vom tannengrünen Hagenschieß
Scholl Hörnergruß und Bellen,
Es jagten dort mit Bogen und Spieß
Zwei edle Waidgesellen.
Der Markgraf und der Junker frei
Erlegten Hirsch und Hasen,
Und nach der lustigen Jägerei
Im Moos die Jäger saßen.
Da saßen sie und tranken baß
Im Schutz der alten Eiche,
Heiß war der Tag, und voll das Faß
Vom besten Wein im Reiche.
Der eine sprach: „Mein Jünkerlein,
Ich kann dir’s nicht verschweigen,
Dein Hagenschieß ist wunderfein,
Ich wollt’, er wär mein eigen!“
Der Andre sprach: „O Markgraf mein,
Ich kann dir’s nicht verschweigen,
Ein Engel ist dein Töchterlein,
Ich wollt’, es wär mein eigen!“
„„Das Fürstenkind, ich weiß es schon,
Wird nimmermehr zu Theil mir,
Doch nimmer auch um andern Lohn
Mein grünes Erbe feil mir!““
Der Markgraf wirft in tollem Muth,
Drei Würfel in den Becher:
„Fortuna ist dem Kühnen gut,
Wirf an, du kühner Sprecher.“
„Ist mein der Sieg, so giebst du mir
Dein Hagenschieß zum Lohne,
Ist dein der Sieg, so geb’ ich dir
Zum Lohn der Frauen Krone.“
Es gilt; schon tanzen kühn und rasch
Die Würfel feingeglättet,
Der Markgraf trifft den höchsten Pasch,
Der Junker hat verwettet.
„„Fahr hin, du grüner Hagenschieß,
Fahr wohl, du Zier der Frauen,
O Heimat, Jugendparadies,
Ich will euch nicht mehr schauen.““
„„Will jagen nun wie Sturmesweh’n
Im dichtesten Wald der Speere,
Wo purpurrothe Röslein steh’n,
Mein Herzlieb sei die Ehre.““
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Veröffentlicht unter Eduard Brauer, Pforzheim
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