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August Stöber: Frau Itta von Lützelburg

Frau  I t t a , die Hex’ Thurme lag;
Drein schimmert kein Stern, drein leuchtet kein Tag.

„Laßt, Männchen, so bat sie, noch  e i n m a l  mich schau’n
Den blauen Himmel, die frischen Au’n!

„Laßt  e i n m a l  mich prüfen in lichten Höh’n,
Ob noch die Geister mein Wörtlein versteh’n!

„Es brennet die Sonne, so sengend, so heiß,
Laßt rufen mich kühlend ein  L ü f t c h e n  leis!“

Herr  P e t e r : „„So sei’s noch, zu meiner Qual!
Doch, ritterlich schwör’ ich’s, zum letztenmal!““

Es öffnet sich knarrend das steinerne Thor,
Frau Itta die Hexe tritt bleich hervor.

Sie steht auf den Zinnen, es flattert ihr Kleid,
Als wären es Schwingen, zum Fliegen bereit.

Sie summet ein Liedlein, sie brummet ein Wort,
Die Geister, sie hören’s und tragen es fort.

Und bald aus den Tiefen, und bald als den Höh’n.
Es stürmet und sauset in grausigem Weh’n.

Es bersten die Felsen, es splittert die Ficht’,
Aus den Wolken ein höllisches Leuchten bricht.

Frau Itta breitet den Mantel aus:
„Lieb’ Männchen, haltet nun selber Haus!

„Das Lüft’chen, es kühl’ euch das heiße Blut,
Doch habt euer festes Schlößlein in Hut!“

Das dröhnt und bebet im Blitzesstrahl,
Und liegt zerschmettert im tiefen Thal.

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Veröffentlicht unter August Stöber, Lothringen | Hinterlasse einen Kommentar