Die Ballade „Die große Glocke zu Killer“ des Hechinger Dichters Ludwig „Louis“ Egler erschien erstmals 1861 in dessen Sammlung „Aus der Vorzeit Hohenzollerns“. Es handelt sich um die Versform einer in zahlreichen Varianten auftretenden Glockensage. Schauplatz ist in diesem Fall der Ort Killer im einstigen Fürstentum Hohenzollern-Hechingen, heute Teil der Stadt Burladingen. Die in der Sage erwähnte Glocke wurde aufgrund eines Risses im Jahr 1832 bei der Reutlinger Glockengießerei Kurz umgegossen und musste 1917 im Zuge der Kriegsmetallsammlung abgeliefert werden.
Eglers Ballade ist das älteste schriftliche Zeugnis dieser Sage. In der 1894 erschienenen zweiten Ausgabe seiner Sagensammlung, „Mythologie, Sage und Geschichte der Hohenzollernschen Lande“, erwähnte er sie zudem in äußerst knapper Form in Prosa. Wesentlich detaillierter ist eine mündlich überlieferte Variante aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, die der Heimatforscher Roland Simmendinger unter dem Titel „Die Sage von der Großen Glocke in Killer“ festgehalten hat. Demnach sollen es schwedische Soldaten gewesen sein, welche im Dreißigjährigen Krieg versuchten, die Glocke zu stehlen.
Es mag ein Zufall sein, doch gibt es einen leisen Hinweis darauf, dass die Geschichte um den Glockenraub in Killer einen wahren Hintergrund haben könnte: Mitten im Dreißigjährigen Krieg, im Jahr 1628, als häufig kaiserliches Kriegsvolk in der Umgebung weilte, erhielt nach Aufzeichnungen des örtlichen Kirchenrechners ein Glockenhenkermeister 13 fl. für das Henken der großen Glocke zu Killer. Demnach war die Glocke damals vom Turm genommen worden und sollte nun wieder neu aufgehängt werden. Über einen Raub ist jedoch Simmendinger zufolge nirgends etwas dokumentiert. Denkbare Erklärungen für diese Notiz gibt es viele. Möglicherweise war die Glocke tatsächlich zum Zweck des Abtransports herabgenommen worden und blieb dann jedoch zurück. Denkbar ist ebenso, dass sie vom Turm genommen wurde, um einen solchen Raub gerade zu verhindern. Zuletzt können genauso gut Reparaturarbeiten am Glockenstuhl oder an der Glocke selbst die Ursache sein.
Sollte die Neuaufhängung jedoch tatsächlich mit einem vereitelten Raub zusammenhängen, dann kann dieser schwerlich den Schweden angelastet werden. Diese traten erst 1630 in die Kriegshandlungen ein.
Ausführliche Erläuterungen
Jiří Hönes – Ludwig Egler: Die große Glocke zu Killer (2014, überarbeitete Fassung 2017)
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Zum Autor
Jiří Hönes – Ludwig Egler – Seifensieder, Kommunalpolitiker, Redakteur und Dichter aus Hechingen (2012, überarbeitete Fassung 2017)
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Downloads
Die große Glocke zu Killer (Aus der Vorzeit Hohenzollerns)
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Die große Glocke zu Killer (Mythologie, Sage und Geschichte der Hohenzollernschen Lande)
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Ludwig Egler: Mythologie, Sage und Geschichte der Hohenzollernschen Lande (Auszug)
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Die Sage von der großen Glocke in Killer (Geschichtliche Sammlung Killer)
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Die Sage vom Dellengeist (Geschichtliche Sammlung Killer)
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Links
Wikipedia: Ludwig Egler
Wikisource: Ludwig Egler, Quellen und Volltexte
Quelle
Ludwig Egler: Aus der Vorzeit Hohenzollerns. Sagen und Erzählungen.
Verlag von L. Tappen.
Sigmaringen 1861.
S. 18–19.
[Google Books]
Mein herzlicher Dank gilt Herrn Roland Simmendinger, der mir das Archiv der Geschichtlichen Sammlung Killer und den Glockenstuhl zugänglich gemacht hat und mich mit zahlreichen Informationen und Schriften zur „Großen Glocke von Killer“ versorgt hat.
]]>Die lange Ballade vom Gänsefuß im Hechinger Stadtwappen erschien im Jahr 1861 in der lyrischen Sagensammlung „Aus der Vorzeit Hohenzollerns“ des Dichters und Seifensieders Ludwig „Louis“ Egler. Er hat damit seiner Vaterstadt ein interessantes literarisches Zeugnis hinterlassen, das sich aus Versatzstücken aus Geschichte, Sage und Dichtung zusammensetzt. Schon der Blick auf das tatsächliche Wappen der Zollernstadt macht den Leser stutzig, denn dieses zeigt keinen Gänsefuß sondern ein geviertes Schild in den hohenzollerischen Farben Silber und Weiß – und das ist bereits seit dem späten Mittelalter nachgewiesen.
Der Dichter war bekanntlich auch als Lokalhistoriker aktiv und sollte später mit der „Chronik der Stadt Hechingen“ die erste Stadtgeschichte seiner Vaterstadt herausgeben. Wenn er also beschrieb, wie er bei Vollmond in den Archivkeller des Rathauses hinabsteigt, so ist dies gewissermaßen eine poetisch verklärte Schilderung seines sonstigen Wirkens. Hachungus, der Erzähler der Binnenhandlung, der ihm dort begegnet, wird andernorts meist Hachingus oder Hecho genannnt. Er war ein Herzog des 8. Jahrhunderts. Der Sage nach hat er die Stadt Hechingen gegründet.
Wenn dieser Hachungus nun über die Stadt erzählt: „Zwar ward sie erst, wo sich die Starzel windet, / Durch’s weite Thal auf eb’nen Grund gebaut“, dann steckt darin zumindest ein Fünkchen historischer Wahrheit. Hechingen wurde als Stadt erst um die Mitte des 12. Jahrhunderts gegründet, die dörfliche Vorgängersiedlung lag wohl im Tal und ist möglicherweise mit der Wüstung Niederhechingen identisch.
Die Annahme, das Hechinger Wappen zeige einen Gänsefuß, wird gemeinhin damit erklärt, dass das im einstigen Rathaus angebrachte gräflich hohenzollerische Wappen früher für das Wappen der Stadt Hechingen gehalten wurde. Zwar sind auch darauf keine Gänsefüße zu sehen, doch wurden die darauf abgebildeten Erbkämmererstäbe, zwei gekreuzte goldene Zepter, wohl als solche missdeutet.
Den Hauptteil der Ballade, die Suche nach dem Bauplatz für das Rathaus, dürfte Egler wohl – inspiriert von zahlreichen ähnlichen Bauplatzlegenden – selbst erfunden haben.
Ausführliche Erläuterungen
Jiří Hönes – Ludwig Egler: Der Gänsefuß im Stadtwappen zu Hechingen (2013, überarbeitete Fassung 2017)
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Zum Autor
Jiří Hönes – Ludwig Egler – Seifensieder, Kommunalpolitiker, Redakteur und Dichter aus Hechingen (2012, überarbeitete Fassung 2017)
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Der Gänsefuß im Stadtwappen zu Hechingen (Aus der Vorzeit Hohenzollerns)
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Der Gänsefuß im Stadtwappen zu Hechingen (Mythologie, Sage und Geschichte der Hohenzollernschen Lande)
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Links
Wikipedia: Ludwig Egler
Wikisource: Ludwig Egler, Quellen und Volltexte
Quelle
Ludwig Egler: Aus der Vorzeit Hohenzollerns. Sagen und Erzählungen.
Verlag von L. Tappen.
Sigmaringen 1861.
S. 156–161.
[Google Books]
Mein herzlicher Dank gilt Herrn Stadtarchivar Thomas Jauch, der mir Details über das im alten und neuen Hechinger Rathaus angebrachte Wappen mitteilte und das Foto desselben zur Verfügung stellte, sowie Herrn Klaus Graf für seinen Hinweis zur historischen Person Hecho.
]]>Der Verfasser ist in erster Linie als ein Jugendfreund Friedrich Hölderlins bekannt, mit ihm und Christian Ludwig Neuffer gründete er zu Tübinger Stiftszeiten einen Dichterbund. Später wirkte Magenau lange Jahre als Pfarrer in Niederstotzingen und Hermaringen im Brenztal. Neben seinem Hauptberuf veröffentlichte er zahlreiche lokalhistorische, pädagogische und poetische Schriften.
Den Stoff zu der Ballade hat Magenau Gustav Schwabs gern gelesenem Reiseführer „Die Neckarseite der Schwäbischen Alb“ von 1823 entnommen. Schwab wiederum hatte die „Sage von der Schalksburg“ nach eigenen Angaben von einem Wirt in Lautlingen gehört. Magenau, der selbst mit Schwab in Kontakt stand, hielt sich mit seiner lyrischen Version recht eng an dessen Prosavorlage.
Ausführliche Erläuterungen
Jiří Hönes – Rudolf Magenau: Die Frauen auf der Schalksburg (2012, überarbeitete Fassung 2017)
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Zum Autor
Jiří Hönes – Rudolf Magenau – Autor des ersten württembergischen Sagenbuchs (2012, überarbeitete Fassung 2017)
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Die Frauen auf der Schalksburg (Poetische Volks’-Sagen und Legenden)
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Die Frauen auf der Schalksburg (Schwäbische Sagen und Geschichten)
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Gustav Schwab: Sage von der Schalksburg (Die Neckarseite der Schwäbischen Alb)
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Links
Wikipedia: Rudolf Magenau
Wikisource: Rudolf Magenau, Quellen und Volltexte
Quelle
Rudolf Magenau: Poetische Volks’-Sagen und Legenden größtentheils aus Schwaben.
F. E. Löflund und Sohn.
Stuttgart 1825.
S. 59–62.
[Google Books]
Der ausführliche Artikel zur Ballade ist zudem in leicht veränderter Form im August 2015 in den „Heimatkundlichen Blättern Zollernalb“ erschienen.
]]>„Das Reich der Sage“ eröffnete die im Jahr 1861 erschienene lyrische Sagensammlung „Aus der Vorzeit Hohenzollerns“ des Hechinger Dichters, Redakteurs und Seifensieders Ludwig „Louis“ Egler und soll nun auch zur Eröffnung dieses Blogs dienen. Keine Sagenballade im eigentlichen Sinne, gibt das Auftaktgedicht doch einen tiefen Einblick in das Sagenverständnis, das im 19. Jahrhundert vorherrschte.
Egler verklärte die Sage zu einer historischen Quelle, aus „der ganzen Vorzeit Bild“ spricht und die offenbart, „was gescheh’n vor grauen Sturmesjahren“. Seine Ballade ist übervoll von Ritter- und Vorzeit-Klischees, wie sie durch die Romantik – und ebenso durch triviale Ritterromane – grundgelegt wurden. Die personifizierte Sage, die ja selbst schon im „Kleide ältester Vergangenheit“ auftritt, führt ihn in ein Schloss, in „des Rittersaales Marmorhallen“, wo Rüstungen zu bestaunen sind, die einst „der kühne Held“ im Kampf trug.
Zudem zeigt „Das Reich der Sage“ beispielhaft, wie seinerzeit der Grundstein dafür gelegt wurde, Sagen patriotisch als Teil der Heimat anzusehen, welche Dank der Sage im „Prachtgewande des Alterthumes“ erscheint. Burg- und Klosterruinen werden durch sie mit Leben gefüllt, sie lässt die „Herrlichkeiten alter Tage“ in „der ew’gen Sterne Licht“ erstrahlen. Schwärmerisch-verklärend wird die Sage hier zur Stifterin von Nationalgefühl und Identität erhoben.
Ausführliche Erläuterungen
Jiří Hönes – Ludwig Egler: Das Reich der Sage (2012, überarbeitete Fassung 2017)
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Zum Autor
Jiří Hönes – Ludwig Egler – Seifensieder, Kommunalpolitiker, Redakteur und Dichter aus Hechingen (2012, überarbeitete Fassung 2017)
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Das Reich der Sage (Aus der Vorzeit Hohenzollerns)
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Das Reich der Sage (Mythologie, Sage und Geschichte der Hohenzollernschen Lande)
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Schlußwort (Aus der Vorzeit Hohenzollerns)
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Schlußwort (Mythologie, Sage und Geschichte der Hohenzollernschen Lande)
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Links
Wikipedia: Ludwig Egler
Wikisource: Ludwig Egler, Quellen und Volltexte
Quelle
Ludwig Egler: Aus der Vorzeit Hohenzollerns. Sagen und Erzählungen.
Verlag von L. Tappen.
Sigmaringen 1861.
S. 1–4.
[Google Books]
Der Artikel ist zudem 2015 in den „Heimatkundlichen Blättern Zollernalb“ erschienen.
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