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Schwarzwald – Sagenballaden https://sagenballaden.de Sagen in Versform Fri, 08 Sep 2017 16:23:11 +0000 de-DE hourly 1 https://wordpress.org/?v=5.5.14 Eduard Lynker: Das Bonndorfer Glöckchen https://sagenballaden.de/eduard-lynker-das-bonndorfer-gloeckchen/ https://sagenballaden.de/eduard-lynker-das-bonndorfer-gloeckchen/#respond Tue, 29 Aug 2017 19:54:24 +0000 http://sagenballaden.de/?p=2153 Weiterlesen ]]> Zu Bonndorf auf dem Rathhaus
Da hängt ein Glöckchen fein,
Das ist vom puren Silber
Und ist’s auch werth zu seyn.
Und wie hinauf gekommen
Das köstliche Metall,
Und wem sein Klang soll dienen,
Will ich berichten all.

Schloß Tannegg an der Wuthach, –
Jetzt liegt’s in Trümmernacht –
War einst der bange Zeuge
Von einer langen Jagd.
Es deckte Schnee die Fluren,
Hell schien die Sonne drein,
Das lud die junge Gräfin
Zum Jagdvergnügen ein.

Durch dunkle Tannen glänzte.
Der letzte Sonnenstrahl,
Da stiegen Nebelwogen
Ringsum herauf zumal;
Und durch den Urwald heulend
Ein Sturm aus Osten zog,
Daß dumpf die Eiche krachte
Und sich die Tanne bog.

Der Jägertroß, er irrte
Zerstreut in Angst umher,
Des Jagdhorn Ruf erreichte
Die Irrenden nicht mehr;
Und auf den hohen Fluren,
Wo Weg und Steg verweht,
Die Gräfin auf dem Jagdroß
Um Rettungszeichen fleht.

Nie hat zuvor ein banges
Geschick ihr Herz gequält,
Von Noth und Leiden Andrer
Hat Niemand ihr erzählt –
Jetzt fühlte sie vor Allem,
Wie es dem Wandrer sey,
Wenn ihn die Nacht umfange
In solcher Wüstenei.

Und wie der späte Morgen
Sie in ihr Schloß geführt,
Hat sie alsbald dem Burgvogt
Den frommen Schluß diktirt:
„Nach Bonndorf auf das Rathhaus
Stift’ ich ein Glöckchen fein,
Das soll, zu größ’rer Ehre,
Von purem Silber seyn.

„Das soll, wenn Schnee und Nebel
Und Nacht den Pilgrim hält,
Und seine Seele bebet
Und seine Hoffnung fällt,
Mit heller Silberstimme
Und tröstlichem Geläut’
Sich nächtlich lassen hören
Die ganze Winterzeit.

„Und daß nicht Willkür frevle
An diesem Willen mein,
So soll das Glöckchen tönen
Allnächtlich um die Neun’,
Allnächtlich eine Stunde,
Bis daß mit frohem Zug
Sich auf dem Acker wendet
Im Lenz der dritte Pflug.“

Das haben sie gehalten
Gewissenhaft bis heut;
Nur eine Stunde später,
Und auch zu Sommerszeit;
Weil noch in andern Dingen
Als Nebel, Schnee und Nacht,
Man sich verirren könnte –
So haben sie gedacht.

Die Ballade vom „Bonndorfer Glöckchen“ von Eduard Lynker (1806–1863) erschien 1845 im ersten Band von August Schnezlers „Badischem Sagen-Buch“. Der Autor war damals Amtsrevisor in Bonndorf im Schwarzwald und war mit Schnezler befreundet. Es handelt sich wohl um die erste schriftliche Version dieser Stiftungssage, die später noch mehrmals in Prosa veröffentlicht wurde. Auch eine frühere Veröffentlichung der Ballade, etwa in lokalen Zeitungen, konnte bislang nicht nachgewiesen werden.

Mit „Schloß Tannegg an der Wuthach“ dürfte Lynker die Ruine Neu-Tannegg gemeint haben, welche östlich des Bonndorfer Stadtteils Boll hoch über der Wutachschlucht liegt. Sie wurde im 12. Jahrhundert erbaut und ist seit dem späten 15. Jahrhundert verlassen. Godefroy Engelmann fertigte 1829 eine Lithografie der Ruine an, welche den damaligen Zustand zeigt. Die benachbarte Burg Tannegg oder Alt-Tanegg dürfte dagegen schon damals weitgehend abgegangen gewesen sein. Von ihr ist nichts erhalten.

Die älteste bekannte Prosavariante der Sage veröffentlichte der schwäbische Volkskundler Anton Birlinger 1874 in seiner Sammlung „Aus Schwaben“:

„Ein Fräulein aus der benachbarten Burg hatte sich einst im Walde verirrt. Die Nacht brach schon herein und sie hatte den Heimweg noch nicht gefunden. Voll Angst eilte sie durch den Wald und verirrte immer mehr. 3 Stunden lang ging sie; aber dann fiel sie ermattet unter einer Tanne nieder, betete inbrünstig zu Gott und gelobte ein silbernes Glöcklein stiften zu wollen, alle Nacht den Verirrten den rechten Weg zu weisen. Sieh da klang von Bonndorf herüber ein Zehnuhrglöcklein und sie wußte wo aus und wo ein. Sie langte glücklich in Bonndorf an, hielt ihr Gelübde und stiftete ein silbernes Glöcklein, das um 10 Uhr geläutet werden mußte und schon manchem Verirrten den Weg zeigte.“

Birlinger gab an, die Sage aus mündlicher Quelle erhalten zu haben. Im Gegensatz zu Lynkers Version ist hier die Burg nicht beim Namen genannt. Statt der Gräfin ist es ein Fräulein, das sich im Wald verirrt, von einer Jagd ist ebenfalls keine Rede. Die späteren Versionen, etwa bei Hanns Bächtold-Stäubli 1918 oder Johannes Künzig 1930, gehen auf diese deutlich volkstümlicher anmutende Variante Birlingers zurück.

Dennoch kommt Lynker der Verdienst zu, die Sage erstmals einem größeren Publikum bekannt gemacht zu haben. Als Beamter in Bonndorf hat er sie sicher vor Ort aus mündlicher Quelle erfahren. Unklar bleibt dabei freilich, welche Details er bei der dichterischen Bearbeitung selbst hinzuerfunden hat.

Das besagte Silberglöcklein soll bereits vor Lynkers Zeiten nicht mehr existiert haben. Birlinger gab an, man habe es gemäß der Stiftung „vor ungefähr 40 Jahren“ noch geläutet. Es sei bei dem Großbrand am 21. Dezember 1827, der tatsächlich das Bonndorfer Rathaus zerstörte, geschmolzen. Interessanterweise heißt es bei Künzig 1930, dass der Brauch des abendlichen Läutens noch bis in die Achtziger Jahre des 19. Jahrhunderts aufrechterhalten worden sei.

Zum Autor

Jiří Hönes – Vom Hunsrück nach Südbaden – der Dichter Eduard Lynker (2017)
[PDF]

Downloads

Das Bonndorfer Glöckchen (Badisches Sagen-Buch)
[PDF]

Anton Birlinger: Das Zehnuhrglöcklein in Bonndorf
[PDF]

Links

Wikisource: Eduard Lynker, Quellen und Volltexte

Quelle

August Schnezler: Badisches Sagen-Buch. Erste Abtheilung: Vom Bodensee bis zur Ortenau.
Druck und Verlag von Creuzbauer und Kasper.
Karlsruhe 1846.
S. 122–124.
[Wikisource]

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Karl Doll: Waldmythe https://sagenballaden.de/karl-doll-waldmythe/ https://sagenballaden.de/karl-doll-waldmythe/#respond Fri, 16 Oct 2015 12:45:56 +0000 http://sagenballaden.de/?p=2037 Weiterlesen ]]> Was wollt ihr von uns? was schnaubt ihr uns an?
Was haben wir euch zu leid gethan?
Man schreibt uns auf und will uns strafen,
Weil dürre Reiser im Wald wir trafen,
Weil wir sie von der Erde lasen,
Weil einen Halm wir gerauft vom Rasen!
Weß ist der Wald, weß war er dann,
Eh man die Schreiberlist ersann?
Glaubt ihr, er war der Herrschaft? Nein!
Uns hat er gehört, der ganzen Gemein!
Zum Bauen holten wir immerdar,
Zum Feuern Holz das ganze Jahr.
Uns lief im Walde spät und früh
Gehörnt und ungehörntes Vieh.
Da kamen die Herren mit süßen Mienen,
Als wollten sie demuthvoll uns dienen,
Hier wars ein Pfäfflein glatt und rund,
Dort wars ein Amtmann ränkekund.
Sie wollten nichts, beileibe, nein,
Als Ordnung schaffen ganz allein,
Um Gotteswillen und unsertwegen
Den Wald, den wüchsigen, hegen und pflegen.
Da war nicht Einer, den es verdroß,
Die Ehre war auch gar zu groß!
So machte die Herrschaft uns Besuch,
Indeß zu Hause, ganz im Stillen,
Sie legte, natürlich um unsertwillen,
Sich Rodel an und Lagerbuch.
Es sollte wahrlich baß uns frommen,
Und wißt ihr, wie es dann gekommen?
Nach hundert und aberhundert Jahr,
Als keiner der Frühern am Leben war,
Sie that als ob von Alters her
Der Wald ihr freies Eigen wär.
Was half es, ob Unsereiner schmollte?
Sie ließ zum Wald nur, wen sie wollte.
Zuletzt sie trat mit Siegel und Brief
Vor den verblüfften Bauer und rief:
Enthalte sich Jeder, dem Wald zu schaden,
Die Nutzung habt ihr nur aus Gnaden,
Dieweil seit unfürdenklicher Frist
Die Herrschaft Herr des Waldes ist.
Das steht in unserem Lagerbuch,
Drum denkt an keinen Streitversuch!
So hat von je die klügre Hand
Den Stiel gedreht, das Blatt gewandt.
Uns aber, die wir nichts aufgeschrieben,
Ist nicht ein Raitel mehr verblieben,
Uns, einstmals Herrn der Waldespracht,
Wird nun der Grashalm streitig gemacht!
Weß ist der Wald nach Recht und Fug?

Der Förster sprach es oft genug,
Er sprach, und mit bedächtgem Munde:
Ja hättet von eurem Recht ihr Kunde,
Ihr führet zu der Herrschaft Qual
Mit silbernen Pflügen allzumal!

Nun schnaubet ihr uns und flucht uns an
Was haben wir euch zu leid gethan?




Die eigenartige Sagenballade „Waldmythe“ erschien 1883 in Karl Dolls „Schwäbischen Balladen“. Entstanden ist sie wohl bereits einige Jahre zuvor, als der Autor als Oberamtmann in Calw lebte. Die zugrundeliegende Sage hat er selbst aufgezeichnet und in verschiedenen Varianten ab 1878 im sechsten, siebten und achten Band von Anton Birlingers Zeitschrift „Alemannia“ veröffentlicht.

Demnach glaubten die Einwohner zahlreicher Orte im damaligen Oberamt Calw, dass verschiedene Staatswaldungen auf ihren Gemarkungen früher Gemeindebesitz gewesen seien, den der Staat widerrechtlich an sich gebracht habe, so in Unterhaugstett, Monakam und Kentheim. In den ehemals zum Kloster Hirsau gehörigen Orten Agenbach, Ottenbronn, Oberkollbach und Oberreichenbach hieß es, die Vorfahren der Einwohner hätten einst bedeutende Nutzungsrechte an den jetzigen Staatswäldern gehabt, die ihnen der Staat als Rechtsnachfolger des Klosters nun vorenthalte. In Ottenbronn soll ein Förster gesagt haben, wenn die Leute wüssten, wie reich sie wären, dann könnten sie alle mit silbernen Pflügen fahren.

Der Autor schrieb selbst in den Anmerkungen:

„In der Ballade soll einfach der Kontrast zwischen der ursprünglichen Freiheit des Waldes, der als Allmand allen Markgenossen zur Benützung offen stand und den Beschränkungen durch die heutigen Forstgesetze geschildert werden. Der Glaube, daß gewisse, in der Hand des Staats oder eines anderen Großbesitzers befindliche Walddistrikte ursprünglich Gemeindeeigenthum waren, ist in manchen Orten, namentlich auf dem Schwarzwald, verbreitet, so in Ottenbronn, Monakam, Unterhaugstett und im uralten Kentheim, bei deren Einwohnern die Tradition sich erhalten hält: wenn sie wüßten, welche forstlichen Rechte sie hätten, so könnten sie alle mit silbernen oder (in Kentheim) gar mit goldenen Pflügen fahren.“

Zum Autor

Jiří Hönes – „Ein Sänger des Schwabenlandes“ – der Dichter und Sagensammler Karl Doll (2014, überarbeitete Fassung 2017)
[PDF]

Downloads

Karl Doll: Waldmythe
[PDF]

Karl Doll: Glauben an alte Rechte (Alemannia VI)
[PDF]

Karl Doll: Glaube an alte Rechte (Alemannia VII)
[PDF]

Karl Doll: Rechte zu Kentheim (Alemannia VIII)
[PDF]

Links

Karl Doll: Online-Werkausgabe

Wikipedia: Karl Doll

Quelle

Karl Doll: Schwäbische Balladen.
Druck und Verlag von W. Kohlhammer.
Stuttgart 1883.
S. 190–192.
[Internet Archive]


Karl Doll. Leben und Werk, Sagen und SonetteÜber Karl Doll ist im Juni 2014 beim Kreisarchiv Calw mein Buch „‚Tief unten zieht die grüne Nagoldwelle…“ – Karl Doll. Leben und Werk, Sagen und Sonette“ erschienen. Neben einem ausführlichen biografischen Abriss und der Würdigung seines dichterischen und volkskundlichen Werks enthält es die kompletten „Sonette aus Calw“ und „Sonette vom Schwarzwald“ sowie die Sagensammlung aus der „Alemannia“.

Das Buch ist erhältlich beim Kreisarchiv Calw oder im Buchhandel.

Der biografische Teil dieses Beitrags ist auch auf den gesonderten Seiten über Karl Doll erschienen. Dort finden sich zudem alle seine bislang bekannten lyrischen und volkskundlichen Veröffentlichungen in Form von Transkriptionen und/oder Faksimiles.

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Eduard Brauer: Gaggenau https://sagenballaden.de/eduard-brauer-gaggenau/ https://sagenballaden.de/eduard-brauer-gaggenau/#respond Fri, 08 Aug 2014 20:59:05 +0000 http://sagenballaden.de/?p=1747 Weiterlesen ]]> Wer sitzt im warmen Stübchen?
Ein Mädchen und ein Bübchen,
   Großmutter sitzt und spinnt,
Läßt sich ein Weilchen quälen,
Bis daß sie zu erzählen
   Mit leisem Mund beginnt:

                       * * *

War einst ein Hirtenknabe,
Der nannt’ als einz’ge Habe
   Ein junges Gänschen sein,
Doch ach! vor Baden’s Thoren
Hat sich das Thier verloren
   Zu Hansen’s bitt’rer Pein.

Er rennt von Ort zu Orte,
Er klopft an jede Pforte,
   Kehrt hoffnungslos zurück,
Verloren bleibt sein Gänschen
(O Hänschen, armes Hänschen!)
   Verloren all’ sein Glück

Und bei der Murg Gestaden
Hin sinkt er mühbeladen
   Und klagt des Herzens Noth
Den Wellen und den Winden:
„Läßt sich die Gans nicht finden,
   So wein’ ich mich zu Tod’!“

Da kommt ein bucklig Männchen,
Nicht höher als drei Spännchen,
   Vom grünen Berg herab
Und spricht: „Nach Gernsbach wand’re
Und stiehl dir eine and’re,
   Du dummer Hirtenknab.“

Doch Hänschen sagt: „Mit nichten
Mag ich das Ding verrichten,
   Die Ehr’ ist mir zu lieb,
Viel eher wollt’ ich laufen,
Mein letztes Hemd verkaufen,
   Als daß ich würd’ ein Dieb!“

Kaum war dies Wort gesprochen,
Hat lachend sich verkrochen
   Der kleine Schelm, der Zwerg;
Ein Gagagg tönt vernehmlich,
Husch, husch, da schlüpft bequemlich
   Das Gänschen aus dem Berg.

Vor Freuden tanzt mein Hänschen,
Und flügelnd setzt das Gänschen,
   Sein heit’res Gagagg fort;
Bald flog durch’s Thal die Kunde,
Und von derselben Stunde
   Heißt Gaggenau der Ort.

                       * * *

Das Mädchen und das Bübchen
Im traulich warmen Stübchen
   Sind seelig eingenickt.
Großmutter sitzt im Stuhle,
Sie sitzt und dreht die Spule
   So fleißig und geschickt.


Eduard Brauers lyrische Version der Gaggenauer Ortsnamensage erschien 1845 in seiner Sammlung „Sagen und Geschichten der Stadt Baden im Großherzogthum und ihrer näheren und entfernteren Umgebungen in poetischem Gewande.“ Als Quelle gab er die 1834 bei Johann Velter in Karlsruhe anonym herausgegebenen „Sagen aus Baden und der Umgegend“ an. Dort war die „eben nicht sehr sinnreiche Sage“ in schlichter Prosa abgedruckt.

In Anlehnung an die einleitenden Worte aus seiner Quelle schrieb Brauer in den Anmerkungen zu seiner Ballade, es handle sich um eine „freilich weder sinnreiche noch poetische Sage“ Zur dichterischen Ausgestaltung derselben bemerkte er: „Sie ist im Gewand eines Kindermährchens, das sich wohl allein für sie schickt, etwas ausgeschmückt hier wiedergegeben.“ Brauers Ausschmückung bestand vor allem in der Begegnung mit dem „bucklig Männchen, / Nicht höher als drei Spännchen“, welches in der Prosasage nicht vorkommt.

Die Ballade wurde später in zahlreichen weiteren Sagenbüchern abgedruckt. Der Dichter Augst Schnezler nahm sie 1856 in sein „Badisches Sagen-Buch“ sowie 1847 in seine Sammlung „Aurelia’s Zauber-Kreis. Die schönsten Geschichten, Sagen und Legenden der Stadt Baden und ihrer nachbarlichen Thäler und Bergschlösser nebst einem Märchen-Cyclus vom Mummelsee“. In Brauers eigener Balladensammlung „Badische Sagenbilder in Lied und Reim“ von 1858 durfte sie natürlich auch nicht fehlen.

Eine weitere Prosaversion der Sage erschien 1851 in Bernhard Baaders „Volkssagen aus dem Lande Baden und den angrenzenden Gegenden“ unter dem Titel „Gaggenaus Name“.

Ausführliche Erläuterungen

Jiří Hönes – Eduard Brauer: Gaggenau (2014, überarbeitete Fassung 2017)
[PDF]

Zum Autor

Jiří Hönes – Sagenbilder in Lied und Reim – der badische Dichter Eduard Brauer (2014, überarbeitete Fassung 2017)
[PDF]

Downloads

Gaggenau (Sagen und Geschichten der Stadt Baden im Großherzogthum und ihrer näheren und entfernteren Umgebungen in poetischem Gewande)
[PDF]

Gaggenau (Badisches Sagen-Buch)
[PDF]

Anonymus: Gaggenau (Sagen aus Baden und der Umgegend)
[PDF]

Bernhard Baader: Gaggenaus Name
[PDF]

Links

Wikipedia: Eduard Brauer

Wikisource: Eduard Brauer, Quellen und Volltexte

Quelle

Eduard Brauer (Hrsg.): Sagen und Geschichten der Stadt Baden im Großherzogthum und ihrer näheren und entfernteren Umgebungen in poetischem Gewande.
G. Braun’sche Hofbuchhandlung.
Karlsruhe 1845.
S. 60–61.
[Google Books]

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Julius Hetterich: Das Lichtlein vom St. Annaberge bei Altensteig https://sagenballaden.de/julius-hetterich-das-lichtlein-vom-st-annaberge-bei-altensteig/ https://sagenballaden.de/julius-hetterich-das-lichtlein-vom-st-annaberge-bei-altensteig/#respond Mon, 18 Nov 2013 10:36:51 +0000 http://sagenballaden.de/?p=1477 Weiterlesen ]]> Man sieht zur Nachtzeit manchesmal
Ein Lichtlein hin und her sich winden
Am Berge dort, bald sinkt’s ins Thal,
Bald neigt sich’s zu des Waldes Gründen.
Hoch von der Bergstadt Häusern sieht
Der Blick hinüber, wo der Flimmer
Weit durch das Feld die Streifen zieht
Aufflammernd wie in bleichem Schimmer.

Dort oben stand in alter Zeit
Ein Kirchlein an des Berges Halde,
Der heil’gen Anna war’s geweiht,
Hell glänzend schaut es aus dem Walde,
Wo seitwärts rauh des Thales Schlucht;
Indem’s den Pilgrim freundlich ladet,
Und mancher Waller drinnen sucht
Und findet Frieden hochbegnadet.

Nur Eine nicht, – ja die im Schmerz
Das Kirchlein selbst als Opfer weihte,
Sie fand nicht Frieden für ihr Herz,
Und Gram und Leid war ihr Geleite.
Die Arme, ach, war eine Braut
Von edlem Stamm, der Burg entsprossen,
Vom Krieg den Liebsten sie nicht schaut
Zurückgekehrt mit den Genossen.

Herb hatte sie den Mann gekränkt,
Im Groll war er zum Kampf gezogen,
Da ist’s ihr, als zurück sie denkt,
Sie hätt’s verschuldet, ihn betrogen
Und in den Tod getrieben ihn
Als seine Mörderin; o Frieden
Kam ihr nicht mehr, sie welkt dahin,
Seit er für immer war geschieden.

Wohl tönt’ vom heil’gen Land sein Ruhm,
Eh’ Siechtum seine Kraft verzehrte,
Da weihte sie das Heiligtum
Der Heil’gen, die sie fromm verehrte,
Daß ihre Huld ihn brächt’ zurück,
Und als das Kirchlein war vollendet,
Da trat sie täglich ein, den Blick
In Seelenqual emporgewendet.

Und er kam nicht. Dem Fernen nach
Die Arme sinkt ins Grab, o lange
Hat sie geharrt, und Tag um Tag
Gefleht mit Sehnen heiß und bange.
Wohl sah man später manche Schar
Von Pilgern zu dem Kirchlein wallen
Und bringen fromm die Gaben dar. –
Vorüber ist’s, längst ist’s zerfallen.

Doch ob verweht die Spur ist ganz,
Der heil’gen Anna Namen führet
Noch heut’ der Berg, den Steig ein Kranz
Von thät’ger Bürger Häuser zieret.
Nur wo dereinst das Kirchlein stand,
Da steigt gar oft in nächt’ger Weile
Ein Lichtlein auf, zu Waldes Rand
Kreist’s hin und her, bald fliegt’s in Eile;

Bald! über Furchen, Pfade hin
Schwebt’s ob den Höh’n; mit einemmale,
Als wollt’ es ängstlich matt entflieh’n,
Sinkt es im Ruck hinab zum Thale.
Wie Totenflimmer glänzt der Schein.
Ist es des Fräuleins Geist, der bange
Dort oben suchend irrt allein
Geweckt von heißem Sehnsuchtsdrange?

Sucht sie ihr Kirchlein, ihre Not
Zu legen vor der Heil’gen nieder?
Sucht sie den Bräut’gam noch im Tod,
Daß er Versöhnung bringe wieder?
Und ist’s umsonst, dann hoffnungslos
Sinkt sie im Grund, im Wald verborgen
Aufs neu der Nacht in ihren Schoß,
Eh’ denn aufdämmernd naht der Morgen.

„Das Lichtlein vom St. Annaberge bei Altensteig“ erschien im Oktober 1898 in „Aus dem Schwarzwald“, der Mitgliederzeitschrift des Württembergischen Schwarzwaldvereins. Der Verfasser Julius Hetterich (1842–1914) war bis Anfang des Jahres 1898 evangelischer Stadtpfarrer in Altensteig gewesen und dann nach Sindelfingen gewechselt. Als langjähriges Vereinsmitglied und Gelegenheitsdichter steuerte er hin und wieder Verse und Artikel zu dem Blatt bei.

Die in der Ballade erwähnte St.-Anna-Kapelle ist historisch tatsächlich greifbar. Sie befand sich am Fuße des südlich der Stadt gelegenen Talhangs, der bis heute den Namen St.-Anna-Berg trägt. Die Sage vom „Lichtlein vom St. Annaberge“ ist dagegen mit ziemlicher Sicherheit Hetterichs dichterische Erfindung. Dafür spricht nicht zuletzt, dass er die Lage der einstigen Kapelle falsch angab, indem er schrieb: „Dort oben stand in alter Zeit / Ein Kirchlein an des Berges Halde“.

Da der Autor keinerlei Hinweis darauf gab, dass es sich hier nicht um eine volkstümliche Überlieferung handelte, gingen später andere offenbar hiervon aus. Die Sage findet sich nämlich in anderer Form im Jahr 1925 im „Nagolder Heimatbuch“ von Georg Wagner wieder. Der Studienrat Martin Goes steuerte zu diesem das Kapitel „Sagen und Geschichten aus alter Zeit“ bei, in welchem im Abschnitt „Altensteiger Sagen“ unter der Überschrift „Das Lichtlein auf dem St. Annaberg“ eine inhaltlich exakt identische Sage in Prosa zu lesen ist. Seine Quelle hat Goes allerdings nicht genannt.

Ausführliche Erläuterungen und Kurzbiografie des Autors

Jiří Hönes – Julius Hetterich: Das Lichtlein vom St. Annaberge bei Altensteig (2013)
[PDF]

Downloads

Das Lichtlein vom St. Annaberge bei Altensteig
[PDF]

Martin Goes: Das Lichtlein auf dem St. Annaberg
[PDF]

Links

Fritz Kalmbach: Wo in Altensteig die St.-Anna-Kapelle stand. Beitrag im 162. Nachrichtenbrief des Kreisgeschichtsvereins Calw vom 14. Dezember 2013]

Quelle

Aus dem Schwarzwald 10/1898.
Blätter des Württembergischen Schwarzwaldvereins.
Stuttgart 1898.
[Internet Archive]


Mein herzlicher Dank gilt Herrn Stadtarchivar Fritz Kalmbach (†) für seine ausführlichen Mitteilungen zur St.-Anna-Kapelle und den Hinweis auf das Nagolder Heimatbuch.

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https://sagenballaden.de/julius-hetterich-das-lichtlein-vom-st-annaberge-bei-altensteig/feed/ 0
August Schnezler: Der Schlangenhof im Schappacher Thal https://sagenballaden.de/august-schnezler-der-schlangenhof-im-schappacher-thal/ https://sagenballaden.de/august-schnezler-der-schlangenhof-im-schappacher-thal/#respond Mon, 20 May 2013 14:14:47 +0000 http://sagenballaden.de/?p=967 Weiterlesen ]]> Im Gute des Bauern dort hinten im Thal,
Da nisten die Schlangen in mächtiger Zahl.

Sie füllen das Haus ihm, den Hof und den Stall
Mit buntem Gewimmel fast überall.

Doch thun sie kein Leids, weder Menschen noch Vieh,
Die friedlichen Leutchen gefährden sie nie.

Sie leben vertraulich mit Herr und Gesind,
Sie leihn sich gemüthlich zum Spiele dem Kind.

Gern nehmen sie Theil an dem ländlichen Mahl,
Da schlürfen sie zierlich die Milch aus der Schal’.

Das Heu in der Scheune, so duftig und weich,
Das ist ihres Königes Sitz und Bereich.

Das Haupt ihm ein goldenes Krönchen umkränzt,
Mit Perl’ und Demant und Karfunkel durchglänzt.

Er wird als Beschützer des Gutes verehrt,
Darin sich die Fülle des Segens vermehrt;

Als hätt’ er’s umzogen mit magischem Bann,
Daß keinerlei Mißgeschick treffen es kann;

Nicht Krankheit noch Seuchen bedrängen es je,
Kein Sturm und Gewitter, kein Hagel und Schnee.

Die Schlangen sie bringen nur Glück in das Haus,
All’ anderen Gütern blüht dieses voraus. –

Als aber der biedere Bauer verstarb,
Ein Anderer käuflich das Hofgut erwarb.

Der war gar ein falscher und geiziger Mann
Und gegen die Schlangen ein wahrer Tyrann.

Ab hieb er dem König das glitzernde Haupt,
Das goldene Krönchen er gierig ihm raubt.

Dann jagt er die Schlangen aus Hof und aus Haus,
Aus Keller und Küchen und Feldern hinaus.

Doch freut er nicht lange des Segens sich mehr,
Der drinnen gewaltet – er büßet es schwer!

Denn Alles verdirbt ihm, als wär’ es verflucht:
Die Heerden, die Gärten, die Wiesen, die Frucht.

Das stattliche Haus, es geräth in Zerfall
Von der Fluth des Gebirgs unterwühlendem Schwall.

Und als er einst Nachts, wie seit lange ja schon,
Sich wälzt auf dem Lager, vom Schlummer geflohn;

Da hört er ein Wispern und Schleichen ringsum,
Ein Zischen und pfeifender Stimmchen Gesumm.

Da ringelt sich’s ihm um den Nacken so kalt,
Umschlingt ihm die Glieder mit Riesengewalt;

Da züngeln viel Hundert von Schlangen ihn an,
Mit betäubendem Odem, mit spitzigem Zahn.

Sie halten mit rächender Wuth ihn umstrickt;
Sein Schreien, sein Röcheln, – bald ist es  e r s t i c k t.



Die schwungvolle Ballade vom „Schlangenhof im Schappacher Thal“ erschien 1846 im ersten Band des vom Autor August Schnezles (1809–1853) herausgegebenen „Badischen Sagen-Buchs“. Die Vorlage dazu lieferte eine von Bernhard Baader aufgezeichnete Sage, die 1837 unter dem Titel „Der Schlangenhof“ im „Anzeiger für Kunde der teutschen Vorzeit“ erschienen war. Schauplatz ist ein in den 1830er Jahren wohl wegen Hochwassergefahr abgebrochener und in einigen hundert Metern Entfernung neu errichteter Hof, der heute den Namen Waidelehof trägt. Am einstigen Standort erinnert noch ein Bildstock an den Schlangenhof.

Schnezler hat sich zwar in manchen Details eng an die Prosavorlage Baaders angeleht, andererseits aber auch bedeutende inhaltliche Veränderungen vorgenommen: Bei Baader wurde der Schlangenkönig vom neuen Hofbesitzer erschossen und nicht enthauptet, den Raub der Krone und die Rache der Schlangen hat Schnezler gar völlig hinzugedichtet.

Als Bernhard Baader 1851 seine Sagen gesammelt unter dem Titel „Volkssagen aus dem Lande Baden und den angrenzenden Gegenden“ herausgab, beschwerte er sich im Vorbericht über unautorisierte Nachdrucke und „unpassende Aenderungen“, die unter anderem August Schnezler vorgenommen habe. Möglicherweise war gerade die Schlangenhofsage einer dieser Fälle.

Solche Sagen von milchtrinkenden Schlangen sind sehr weit verbreitet. Schon in den „Kinder- und Haus-Märchen“ der Brüder Grimm von 1815 findet sich mit dem ersten der drei „Mährchen von der Unke“ ein solcher Text, auch in Südwestdeutschland sind zahlreiche Beispiele belegt. Was die hier vorliegende Sage jedoch besonders macht, ist die große Anzahl der Schlagen, die den ganzen Hof bevölkern. Dies bescherte ihr gar einen Platz in der zweiten Ausgabe der „Deutschen Mythologie“ der Brüder Grimm, denen die „haus und hof anfüllenden menge von schlangen“ bemerkenswert erschien.

Ausführliche Erläuterungen

Jiří Hönes – August Schnezler: Der Schlangenhof im Schappacher Thal (2013, überarbeitete Fassung 2017)
[PDF]

Zum Autor

Jiří Hönes – August Schnezler – Postbeamter, Redakteur und Herausgeber des „Badischen Sagen-Buchs“ (2013, überarbeitete Fassung 2017)
[PDF]

Downloads

Der Schlangenhof im Schappacher Thal
[PDF]

Bernhard Baader: Der Schlangenhof (Anzeiger für Kunde der teutschen Vorzeit)
[PDF]

Links

Wikipedia: August Schnezler

Wikisource: August Schnezler, Quellen und Volltexte

Quelle

August Schnezler: Badisches Sagen-Buch. Erste Abtheilung: Vom Bodensee bis zur Ortenau.
Druck und Verlag von Creuzbauer und Kasper.
Karlsruhe 1846.
Sp. 474–476.
[Wikisource]

Mein herzlicher Dank gilt Herrn Hubert Waidele, der mir zahlreiche Details aus der Geschichte des Schlangenhofs mitteilte und dessen einstigen Standort zeigte.

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