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Neueste Balladen
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Die Pforzheimer Zeitung hat am 9. Januar 2016 über Sagenballaden.de berichtet. Den Artikel gibt es hier als PDF, auf dem Online-Portal der PZ findet sich zudem eine Interaktive Karte mit Schauplätzen verschiedener Sagen im Raum Pforzheim. Mit dabei sind einige Videos von vor Ort gelesenen Balladen. -
Biografie eine württembergischen Sagenballadendichters:
Jiří Hönes: „Tief unten zieht die grüne Nagoldwelle…“ – Karl Doll. Leben und Werk, Sagen und Sonette Balladen nach Autor
Balladen nach Region
Archiv des Autors: Jiří Hönes
Kilian Halbmann: Das Mädchenkreuz in Freiburg
Das Kreuz erglänzt, die Fahnen wallen,
Gen Himmel steigt des Weihrauchs Duft,
Drometen schmettern, Hymnen schallen
Durch Frühlings klare Morgenluft.
Die Glocken schlagen laut zusammen,
Es braust der Orgel Lieder-Strom
Und mehr, denn hundert Kerzen flammen
Im hohen gottgeweihten Dom.
Der Bischof mit den Silberhaaren
Erhebt sich segnend von dem Thron,
Sich kreuzend zieh’n die Beterschaaren
Vom Münster zu der Prozession.
Schon wogt das Volk im Festes-Glanze
Durchs hochgewölbte Münsterthor,
Zwölf Jungfrau’n zieh’n im Lilienkranze
Mit weißen Kleidern durch den Chor.
Was glänzet da so klar und helle,
So wunderbar, christallenrein,
An des Altares Marmorschwelle,
Geschmückt mit Gold und Edelstein?
Es ist ein Bild aus alten Tagen,
Vom wem es ist? Man weiß es nicht,
Und nur in manchen Wundersagen
Erwähnung von dem Bild geschicht.
Es war vor vielen, vielen Jahren,
Noch hat der Glaube frisch geblüht,
Als Gott den frommen Christenschaaren
Das wundersame Bild beschied.
Ein Hirtenmädchen, fromm und reine
Einst Morgens auf dem Schloßberg saß,
Rings weidete im Sonnenscheine
Die Heerde durch das grüne Gras.
Da sah ihr Aug ein funkelnd Blitzen,
Noch ahnte sie nicht, was es war,
Doch heller ward im Gras das Glizen
Und wie Smaragd, so ward es klar.
Aus Wolken klang ein lieblich Singen,
Nicht war es ird’sche Melodei
Mit zartgewebten Silberschwingen
Erhoben sich der Tauben zwei.
Das Mägdlein ging, um anzuschauen
Das Wunder; doch es bebt zurück,
Schnell eilt es von den grünen Auen
Verkündend all ihr Heil und Glück.
Ein Crucifix mit gold’nem Glanze,
Von ird’schen Meistern nicht gemacht,
Umblizt von einem Strahlenkranze
Gewahrte sie in selt’ner Pracht.
Was klangen da so hell die Glocken
Vom nahen Münsterthurme her!
Was zog im jubelnden Frohlocken
Zum Berg hinan der Waller Heer!
Was wogten da so licht die Fahnen
Im Morgenduft und Sonnenschein!
Was mochte da ein frommes Ahnen
In jedes Gläub’gen Seele sein.
Vom Berg herab erklang ein Singen
Weit über Thal und grüne Au,
Und in den Lüften war ein Klingen,
Das drang bis in des Himmels Blau.
Der Priester hob die Goldmonstranze
Hoch segnend in der reinen Hand,
Und segnete im Morgenglanze
Vom Berg herab das weite Land.
Da scholl es, wie aus einem Munde:
„Gelobt sei unser Heiland Christ,
Zu dieser gnadenreichen Stunde,
Da solch ein Heil geschehen ist!“
Und unter Sang und Klang der Lieder
Zog man bei gold’nem Sonnenschein,
Mit Kreuz und Fahn’ zur Stadt darnieder,
Zum hohen Dome zog man ein.
Dort steht das Bild seit alten Zeiten,
Es brennt davor ein Ewig Licht,
Woher es ist? Wer will es deuten?
Es sagt es selbst die Sage nicht.
Schon steht’s im Dom seit vielen Jahren,
Und weil’s ein Hirtenmädchen fand,
So ist’s dem Kreuze widerfahren,
Daß man es „Mädchenkreuz“ genannt.
Und wird ’ne Prozession begangen,
Den Mädchen glänzt das Kreuz voran,
Drum zwölf bekränzte Jungfrau’n prangen
Mit weißen Kleidern angethan.
Doch, wo man einst das Bild gefunden,
Da steht anjetzt ein Kreuz von Stein,
Vom einst’gen Wunder soll es kunden,
Der Welt soll es ein Denkmal sein.
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Veröffentlicht unter Freiburg, Kilian Halbmann
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Ludwig Egler: Die große Glocke zu Killer
Wenn du auf deinem Wandergang
Durch’s Killerthal gekommen,
Hat einer schönen Glocke Klang
Vielleicht dein Ohr vernommen.
Und hat des Klanges sanfter Hauch
Umweht dich aus der Ferne,
Hörst du gewiß die Sage auch
Von dieser Glocke gerne.
In Killer hängt sie, schallet hehr
Vom Thurm undenkbar lange
Und theilte oft Gewitter schwer
Mit ihrem mächt’gen Klange.
Da kamen, drohend wie ein Sturm,
Durch’s Thal einst wilde Horden;
Die schöne Glocke in dem Thurm,
Sie ist ihr Raub geworden.
Doch bald darauf, wie wunderbar!
Von keiner Hand geschwungen,
Hat wiederum vom Thurm ins Thal
Die Glocke laut geklungen.
Es war, als sagte ihr Geläut’:
„Zu Killer muß ich bleiben,
Muß es beschützen jederzeit,
Die Wetter schwer vertreiben.“
Und seitdem schätzt sie Jung und Alt
Des seltnen Wunders wegen,
Und Andacht waltet, wenn sie hallt,
Zum frommen Abendsegen. –
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Veröffentlicht unter Ludwig Egler, Schwäbische Alb
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Eduard Brauer: Gaggenau
Wer sitzt im warmen Stübchen?
Ein Mädchen und ein Bübchen,
Großmutter sitzt und spinnt,
Läßt sich ein Weilchen quälen,
Bis daß sie zu erzählen
Mit leisem Mund beginnt:
* * *
War einst ein Hirtenknabe,
Der nannt’ als einz’ge Habe
Ein junges Gänschen sein,
Doch ach! vor Baden’s Thoren
Hat sich das Thier verloren
Zu Hansen’s bitt’rer Pein.
Er rennt von Ort zu Orte,
Er klopft an jede Pforte,
Kehrt hoffnungslos zurück,
Verloren bleibt sein Gänschen
(O Hänschen, armes Hänschen!)
Verloren all’ sein Glück
Und bei der Murg Gestaden
Hin sinkt er mühbeladen
Und klagt des Herzens Noth
Den Wellen und den Winden:
„Läßt sich die Gans nicht finden,
So wein’ ich mich zu Tod’!“
Da kommt ein bucklig Männchen,
Nicht höher als drei Spännchen,
Vom grünen Berg herab
Und spricht: „Nach Gernsbach wand’re
Und stiehl dir eine and’re,
Du dummer Hirtenknab.“
Doch Hänschen sagt: „Mit nichten
Mag ich das Ding verrichten,
Die Ehr’ ist mir zu lieb,
Viel eher wollt’ ich laufen,
Mein letztes Hemd verkaufen,
Als daß ich würd’ ein Dieb!“
Kaum war dies Wort gesprochen,
Hat lachend sich verkrochen
Der kleine Schelm, der Zwerg;
Ein Gagagg tönt vernehmlich,
Husch, husch, da schlüpft bequemlich
Das Gänschen aus dem Berg.
Vor Freuden tanzt mein Hänschen,
Und flügelnd setzt das Gänschen,
Sein heit’res Gagagg fort;
Bald flog durch’s Thal die Kunde,
Und von derselben Stunde
Heißt Gaggenau der Ort.
* * *
Das Mädchen und das Bübchen
Im traulich warmen Stübchen
Sind seelig eingenickt.
Großmutter sitzt im Stuhle,
Sie sitzt und dreht die Spule
So fleißig und geschickt.
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Veröffentlicht unter Eduard Brauer, Schwarzwald
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Karl Doll: Glockenheimweh
Wo ringsum Wonnen blühn und Wein,
Der Berg, er heißt der Wunnenstein.
Es mag auf segensreichre Auen
Im Schwabenlande keiner schauen.
Ein Kirchlein in vergangner Zeit
Stand dort, Sankt Michael geweiht;
Das trug ein Glöcklein, gar ein feines,
Wie das, so klang im Lande keines.
Denn seit das Glöcklein oben hing,
Kein Hagel rings mehr niederging,
Die grimmen Wetter schwarz und bange,
Sie brachen sich an seinem Klange.
Von Wunnenstein ein Herr einst war
Zum heilgen Land gezogen dar,
Hieb manchen Heiden aus dem Bügel,
Das Heilthum baut er auf den Hügel.
Zum Berge nach dem Gotteshaus
Sah mancher Ort mit Neid hinaus
Der gnadenreichen Glocke wegen
Mit ihrem kräft’gen Wettersegen.
Heilbronn zumal, die reiche Stadt,
So nur gemeine Glocken hat;
Der Kaufherrn Trachten stund und Sinnen,
Wie dieses Kleinod zu gewinnen.
Ein Kloster hinter’m Berge ruht,
Das Kirchlein stund in seiner Hut.
Zum Frauenstifte Boten liefen
Mit schlauem Gruß und schlauern Briefen.
Drin stund: Aebtissin, fromme Fraun,
Wollt uns das Glöcklein anvertraun;
Mögt ihr am ehrnen Klang euch laben?
Und könnt dafür doch goldnen haben!
Mit Kranz und Band vom Wunnenstein
Was zieht dort in das Land hinein?
Ein langer Zug mit Roß und Wagen,
Das Glöcklein nach Heilbronn zu tragen.
Und als der Zug am Thor erschien,
Das Volk umdrängt, umjubelt ihn,
Und als die Glocke hing im Thurme,
Da schwoll der Jubel gar zum Sturme.
O schaut, o schaut! von Westen her
Zieht ein Gewitter schwarz und schwer.
Was hat das Wetter viel zu sagen?
Braucht ja die Glock nur anzuschlagen.
Schon ziehn am Strang wohl ihrer drei:
Die Glocke schwankt und schwinget frei,
Sie läßt sich ziehn und läßt sich schwingen,
Zum Läuten doch sich nimmer zwingen.
Und zogen ihrer neun am Strang;
Die Glocke gab nicht Einen Klang;
Sie ließ sich ziehn, sie ließ sich schwingen,
Zum Läuten doch sich nimmer zwingen.
Sie sah wohl nach dem Gotteshaus,
Nach dem geliebten Berg hinaus.
Ach, in den fremden, kalten Mauern
Wie mußte sie vor Heimweh trauern!
Ob all den schwarzen Dächern hier
Die Brust vor Erz zersprang ihr schier,
Sie mochte keinen Laut mehr geben
Und schied am liebsten aus dem Leben.
Und sie gebot dem Wetter nicht.
Der Hagel rauscht in Strömen dicht,
Dazwischen zucken grelle Flammen,
Als sengten sie die Stadt zusammen.
Die Bürger, wie sie solches sahn,
Ein jäher Schrecken kam sie an:
Dem Himmel, klar ists an der Sonnen,
Mißfiel die List, die sie gesponnen.
Und als der Morgen schien ins Thor,
Was meint ihr, kam daraus hervor?
Zwölf Pferde ziehen einen Wagen,
Der Wagen muß ein Glöcklein tragen.
Die Thiere quälten sich gar sehr,
Fast schien die Last für sie zu schwer;
Als sie des Berges Fuß gewannen,
Da mochten kaum sie mehr von dannen.
Da halfen Peitsche nicht und Ruf,
Es schlug den Grund umsonst ihr Huf:
Doch was zwölf Rosse nicht bezwungen,
Zween Stieren ist es leicht gelungen.
Da schirrt ein ackernd Bäuerlein
Gar freudvoll statt der Mäuler ein,
Und sieh, zu Berge schritten beide
In muntern Sprüngen, wie zur Weide.
Sie trabten mit der blanken Last,
Als ob sie solcher ledig fast.
Nicht lang, so sah die Glocke wieder
Hoch oben von dem Berge nieder.
Als dort sie hing, dem Himmel nah,
Von selbst vor Luft erklang sie da,
Das klang wie holde Himmelskunde
In alle Hütten in der Runde.
Verwaist nun steht der Wunnenstein.
Wer weiß, wo mag die Glocke sein?
Doch hört wer Acht hat, oft ein Singen
Wie fernen Glockenlaut erklingen.
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Veröffentlicht unter Bottwartal, Karl Doll
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August Schnezler: Die Geister zu Gottesau
Zu Gottsau hört man oft in nächt’ger Stunde
Die Mönche klopfen in des Kellers Grunde.
Es pocht und schallt, als schafften ohne Ruh
Viel Küfer an den Fässern ab und zu.
Und oben in des Schlosses Hallengang,
Da rauscht und schlurft es dann so dumpf und bang;
Da geht umher ein kleines weißes Weibchen,
Den Schlüsselbund am schwarzgestreiften Leibchen.
Ihr folgt ein schwarzer Pudel immerdar,
Und rollt ein glühend Feueraugenpaar.
Wohin sie gehn hat Niemand noch gesehn,
Denn sie verwehn, sollen sie Rede stehn.
Und oben in dem kleinen Gartenzimmer,
Sitzt oft ein bleicher Mönch im Mondenschimmer.
Wehmüthig grüßt er Jeden, der ihm naht,
Fortweisend ihn mit stummer Winke Rath.
Weh dem, der sich erfrecht, die Spuckgestalten
Durch Zuruf oder Drohung aufzuhalten!
Dafür auch büßte der Nachtwächter scharf,
Der seinen Spieß nach jenem Pudel warf.
Ein Höllenschmerz durchfuhr ihm Mark und Bein,
In Ohnmacht fiel er auf den kalten Stein.
Da fand man ihn am Morgen halber todt,
Erst spät genas er noch mit knapper Noth.
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Veröffentlicht unter August Schnezler, Karlsruhe
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