Was wollt ihr von uns? was schnaubt ihr uns an?
\nWas haben wir euch zu leid gethan?
\nMan schreibt uns auf und will uns strafen,
\nWeil d\u00fcrre Reiser im Wald wir trafen,
\nWeil wir sie von der Erde lasen,
\nWeil einen Halm wir gerauft vom Rasen!
\nWe\u00df ist der Wald, we\u00df war er dann,
\nEh man die Schreiberlist ersann?
\nGlaubt ihr, er war der Herrschaft? Nein!
\nUns hat er geh\u00f6rt, der ganzen Gemein!
\nZum Bauen holten wir immerdar,
\nZum Feuern Holz das ganze Jahr.
\nUns lief im Walde sp\u00e4t und fr\u00fch
\nGeh\u00f6rnt und ungeh\u00f6rntes Vieh.
\nDa kamen die Herren mit s\u00fc\u00dfen Mienen,
\nAls wollten sie demuthvoll uns dienen,
\nHier wars ein Pf\u00e4fflein glatt und rund,
\nDort wars ein Amtmann r\u00e4nkekund.
\nSie wollten nichts, beileibe, nein,
\nAls Ordnung schaffen ganz allein,
\nUm Gotteswillen und unsertwegen
\nDen Wald, den w\u00fcchsigen, hegen und pflegen.
\nDa war nicht Einer, den es verdro\u00df,
\nDie Ehre war auch gar zu gro\u00df!
\nSo machte die Herrschaft uns Besuch,
\nInde\u00df zu Hause, ganz im Stillen,
\nSie legte, nat\u00fcrlich um unsertwillen,
\nSich Rodel an und Lagerbuch.
\nEs sollte wahrlich ba\u00df uns frommen,
\nUnd wi\u00dft ihr, wie es dann gekommen?
\nNach hundert und aberhundert Jahr,
\nAls keiner der Fr\u00fchern am Leben war,
\nSie that als ob von Alters her
\nDer Wald ihr freies Eigen w\u00e4r.
\nWas half es, ob Unsereiner schmollte?
\nSie lie\u00df zum Wald nur, wen sie wollte.
\nZuletzt sie trat mit Siegel und Brief
\nVor den verbl\u00fcfften Bauer und rief:
\nEnthalte sich Jeder, dem Wald zu schaden,
\nDie Nutzung habt ihr nur aus Gnaden,
\nDieweil seit unf\u00fcrdenklicher Frist
\nDie Herrschaft Herr des Waldes ist.
\nDas steht in unserem Lagerbuch,
\nDrum denkt an keinen Streitversuch!
\nSo hat von je die kl\u00fcgre Hand
\nDen Stiel gedreht, das Blatt gewandt.
\nUns aber, die wir nichts aufgeschrieben,
\nIst nicht ein Raitel mehr verblieben,
\nUns, einstmals Herrn der Waldespracht,
\nWird nun der Grashalm streitig gemacht!
\nWe\u00df ist der Wald nach Recht und Fug?<\/p>\n
Der F\u00f6rster sprach es oft genug,
\nEr sprach, und mit bed\u00e4chtgem Munde:
\nJa h\u00e4ttet von eurem Recht ihr Kunde,
\nIhr f\u00fchret zu der Herrschaft Qual
\nMit silbernen Pfl\u00fcgen allzumal!<\/p>\n
Nun schnaubet ihr uns und flucht uns an
\nWas haben wir euch zu leid gethan?
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