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{"id":1815,"date":"2015-03-06T00:29:21","date_gmt":"2015-03-05T22:29:21","guid":{"rendered":"http:\/\/sagenballaden.de\/?p=1815"},"modified":"2017-09-03T23:36:50","modified_gmt":"2017-09-03T21:36:50","slug":"kilian-halbmann-das-maedchenkreuz-in-freiburg","status":"publish","type":"post","link":"http:\/\/sagenballaden.de\/kilian-halbmann-das-maedchenkreuz-in-freiburg\/","title":{"rendered":"Kilian Halbmann: Das M\u00e4dchenkreuz in Freiburg"},"content":{"rendered":"

Das Kreuz ergl\u00e4nzt, die Fahnen wallen,
\nGen Himmel steigt des Weihrauchs Duft,
\nDrometen schmettern, Hymnen schallen
\nDurch Fr\u00fchlings klare Morgenluft.
\n
\nDie Glocken schlagen laut zusammen,
\nEs braust der Orgel Lieder-Strom
\nUnd mehr, denn hundert Kerzen flammen
\nIm hohen gottgeweihten Dom.
\n
\nDer Bischof mit den Silberhaaren
\nErhebt sich segnend von dem Thron,
\nSich kreuzend zieh\u2019n die Beterschaaren
\nVom M\u00fcnster zu der Prozession.
\n
\nSchon wogt das Volk im Festes-Glanze
\nDurchs hochgew\u00f6lbte M\u00fcnsterthor,
\nZw\u00f6lf Jungfrau\u2019n zieh\u2019n im Lilienkranze
\nMit wei\u00dfen Kleidern durch den Chor.
\n
\nWas gl\u00e4nzet da so klar und helle,
\nSo wunderbar, christallenrein,
\nAn des Altares Marmorschwelle,
\nGeschm\u00fcckt mit Gold und Edelstein?
\n
\nEs ist ein Bild aus alten Tagen,
\nVom wem es ist? Man wei\u00df es nicht,
\nUnd nur in manchen Wundersagen
\nErw\u00e4hnung von dem Bild geschicht.
\n
\nEs war vor vielen, vielen Jahren,
\nNoch hat der Glaube frisch gebl\u00fcht,
\nAls Gott den frommen Christenschaaren
\nDas wundersame Bild beschied.
\n
\nEin Hirtenm\u00e4dchen, fromm und reine
\nEinst Morgens auf dem Schlo\u00dfberg sa\u00df,
\nRings weidete im Sonnenscheine
\nDie Heerde durch das gr\u00fcne Gras.
\n
\nDa sah ihr Aug ein funkelnd Blitzen,
\nNoch ahnte sie nicht, was es war,
\nDoch heller ward im Gras das Glizen
\nUnd wie Smaragd, so ward es klar.
\n
\nAus Wolken klang ein lieblich Singen,
\nNicht war es ird\u2019sche Melodei
\nMit zartgewebten Silberschwingen
\nErhoben sich der Tauben zwei.
\n
\nDas M\u00e4gdlein ging, um anzuschauen
\nDas Wunder; doch es bebt zur\u00fcck,
\nSchnell eilt es von den gr\u00fcnen Auen
\nVerk\u00fcndend all ihr Heil und Gl\u00fcck.
\n
\nEin Crucifix mit gold\u2019nem Glanze,
\nVon ird\u2019schen Meistern nicht gemacht,
\nUmblizt von einem Strahlenkranze
\nGewahrte sie in selt\u2019ner Pracht.
\n
\nWas klangen da so hell die Glocken
\nVom nahen M\u00fcnsterthurme her!
\nWas zog im jubelnden Frohlocken
\nZum Berg hinan der Waller Heer!
\n
\nWas wogten da so licht die Fahnen
\nIm Morgenduft und Sonnenschein!
\nWas mochte da ein frommes Ahnen
\nIn jedes Gl\u00e4ub\u2019gen Seele sein.
\n
\nVom Berg herab erklang ein Singen
\nWeit \u00fcber Thal und gr\u00fcne Au,
\nUnd in den L\u00fcften war ein Klingen,
\nDas drang bis in des Himmels Blau.
\n
\nDer Priester hob die Goldmonstranze
\nHoch segnend in der reinen Hand,
\nUnd segnete im Morgenglanze
\nVom Berg herab das weite Land.
\n
\nDa scholl es, wie aus einem Munde:
\n\u201eGelobt sei unser Heiland Christ,
\nZu dieser gnadenreichen Stunde,
\nDa solch ein Heil geschehen ist!\u201c
\n
\nUnd unter Sang und Klang der Lieder
\nZog man bei gold\u2019nem Sonnenschein,
\nMit Kreuz und Fahn\u2019 zur Stadt darnieder,
\nZum hohen Dome zog man ein.
\n
\nDort steht das Bild seit alten Zeiten,
\nEs brennt davor ein Ewig Licht,
\nWoher es ist? Wer will es deuten?
\nEs sagt es selbst die Sage nicht.
\n
\nSchon steht\u2019s im Dom seit vielen Jahren,
\nUnd weil\u2019s ein Hirtenm\u00e4dchen fand,
\nSo ist\u2019s dem Kreuze widerfahren,
\nDa\u00df man es \u201eM\u00e4dchenkreuz\u201c genannt.
\n
\nUnd wird \u2019ne Prozession begangen,
\nDen M\u00e4dchen gl\u00e4nzt das Kreuz voran,
\nDrum zw\u00f6lf bekr\u00e4nzte Jungfrau\u2019n prangen
\nMit wei\u00dfen Kleidern angethan.
\n
\nDoch, wo man einst das Bild gefunden,
\nDa steht anjetzt ein Kreuz von Stein,
\nVom einst\u2019gen Wunder soll es kunden,
\nDer Welt soll es ein Denkmal sein.
\n
\n<\/p>\n