Badische Sage.<\/small>
\n
\nVom tannengr\u00fcnen Hagenschie\u00df
\nScholl H\u00f6rnergru\u00df und Bellen,
\nEs jagten dort mit Bogen und Spie\u00df
\nZwei edle Waidgesellen.
\n
\nDer Markgraf und der Junker frei
\nErlegten Hirsch und Hasen,
\nUnd nach der lustigen J\u00e4gerei
\nIm Moos die J\u00e4ger sa\u00dfen.
\n
\nDa sa\u00dfen sie und tranken ba\u00df
\nIm Schutz der alten Eiche,
\nHei\u00df war der Tag, und voll das Fa\u00df
\nVom besten Wein im Reiche.
\n
\nDer eine sprach: \u201eMein J\u00fcnkerlein,
\nIch kann dir\u2019s nicht verschweigen,
\nDein Hagenschie\u00df ist wunderfein,
\nIch wollt\u2019, er w\u00e4r mein eigen!\u201c
\n
\nDer Andre sprach: \u201eO Markgraf mein,
\nIch kann dir\u2019s nicht verschweigen,
\nEin Engel ist dein T\u00f6chterlein,
\nIch wollt\u2019, es w\u00e4r mein eigen!\u201c
\n
\n\u201e\u201eDas F\u00fcrstenkind, ich wei\u00df es schon,
\nWird nimmermehr zu Theil mir,
\nDoch nimmer auch um andern Lohn
\nMein gr\u00fcnes Erbe feil mir!\u201c\u201c
\n
\nDer Markgraf wirft in tollem Muth,
\nDrei W\u00fcrfel in den Becher:
\n\u201eFortuna ist dem K\u00fchnen gut,
\nWirf an, du k\u00fchner Sprecher.\u201c
\n
\n\u201eIst mein der Sieg, so giebst du mir
\nDein Hagenschie\u00df zum Lohne,
\nIst dein der Sieg, so geb\u2019 ich dir
\nZum Lohn der Frauen Krone.\u201c
\n
\nEs gilt; schon tanzen k\u00fchn und rasch
\nDie W\u00fcrfel feingegl\u00e4ttet,
\nDer Markgraf trifft den h\u00f6chsten Pasch,
\nDer Junker hat verwettet.
\n
\n\u201e\u201eFahr hin, du gr\u00fcner Hagenschie\u00df,
\nFahr wohl, du Zier der Frauen,
\nO Heimat, Jugendparadies,
\nIch will euch nicht mehr schauen.\u201c\u201c
\n
\n\u201e\u201eWill jagen nun wie Sturmesweh\u2019n
\nIm dichtesten Wald der Speere,
\nWo purpurrothe R\u00f6slein steh\u2019n,
\nMein Herzlieb sei die Ehre.\u201c\u201c
\n
\n<\/p>\n

\n\t\t\t\t $\"\"$ <\/a>\n\t\t\t<\/dt>\n\t\t\t\t: \n\t\t\t\tTitelblatt des Deutschen Musen-Almanachs f\u00fcr das Jahr 1855.\n\t\t\t\t<\/dd><\/dl>
\n\t\t\t
\n\t\t\t\t $\"\"$ <\/a>\n\t\t\t<\/dt>\n\t\t\t\t
\n\t\t\t\tTitelblatt der Badischen Sagenbilder in Lied und Reim von 1858.\n\t\t\t\t<\/dd><\/dl>
\n\t\t\t
\n\t\t\t\t $\"\"$ <\/a>\n\t\t\t<\/dt>\n\t\t\t\t
\n\t\t\t\tDie heutige Spieleiche an der Tiefenbronner Stra\u00dfe.\n\t\t\t\t<\/dd><\/dl>
\n\t\t<\/div>\n\n
Die Ballade von der Spieleiche bei Pforzheim erschien erstmals im \u201eMusen-Almanach f\u00fcr das Jahr 1855\u201c<\/a> von Otto Friedrich Gruppe. Der Verfasser Eduard Brauer (1811\u20131871) war seinerzeit als Hofgerichtsrat in Mannheim t\u00e4tig und als typischer Dichterjurist bereits seit jungen Jahren poetisch t\u00e4tig. Neben August Schnezler war er einer der Hauptlieferanten badischer Sagenballaden, seine Dichtungen sind in zahlreichen Sagensammlungen und Musenalmanachen der Biedermeierzeit und der Reaktions\u00e4ra zu finden. Zudem hat er mit den \u201eBadischen Sagenbildern in Lied und Reim\u201c<\/a> eine eigene Sammlung herausgegeben.
\n
\nBrauer hatte in den 1840er-Jahren einige Zeit in Pforzheim gelebt und mehrere Pforzheimer Sagen poetisch bearbeitet. Die hier vorliegende Spieleichensage ist bis heute bekannt und existiert in zahlreichen Varianten. Schon mancher Lokalhistoriker hat sich mit den Gr\u00fcnden f\u00fcr ihre Entstehung befasst. Die \u00e4lteste bekannte Version erschien 1851 in Bernhard Baaders \u201eVolkssagen aus dem Lande Baden und den angrenzenden Gegenden\u201c<\/a>:
\n<\/p>\n
\u201eDer Hagenschie\u00dfwald bei Pforzheim geh\u00f6rte den Freiherren von Leutrum, wurde aber von einem derselben an den Markgrafen von Baden im W\u00fcrfelspiel verloren. Dies geschah unter einem Eichbaum des Waldes, welcher davon noch heute die S p i e l e i c h e hei\u00dft.\u201c<\/i><\/p><\/blockquote>\n
\nDer Vergleich mit diesem knappen Bericht zeigt, dass \u2013 au\u00dfer dem W\u00fcrfelspiel an sich \u2013 nahezu die ganze Handlung in Brauers Ballade dichterische Erfindung ist. Schon die Jagdszene, in welche das Geschehen eingebettet ist, wird weder bei Baader noch in anderen Varianten erw\u00e4hnt. Dies mag noch als poetisches Beiwerk durchgehen, der eigentliche Eingriff in die Vorlage ist der Einsatz, um den gew\u00fcrfelt wird. Ging es urspr\u00fcnglich nur um den Wald, bringt Brauer die Tochter des Markgrafen ins Spiel. Aus Sicht der damaligen Sagenforschung war dies sicherlich unverzeihlich, poetisch gesehen dagegen ein nachvollziehbarer Schritt: Schlie\u00dflich wurde in der Vorlage \u00fcberhaupt nicht erw\u00e4hnt, was denn der Spieleinsatz des Markgrafen war.
\n
\nDie heute so bezeichnete Spieleiche an der Stra\u00dfe vom Seehaus nach Tiefenbronn ist nicht identisch mit derjenigen aus der Sage. Diese d\u00fcrfte \u2013 sofern sie \u00fcberhaupt existiert hat \u2013 im gleichnamigen Waldabteil gestanden haben, welches sich etwa zwei Kilometer nord\u00f6stlich an der Grenze zu Wurmberg befindet. Nach Gerhard Leutrum von Ertingens Leutrum\u2019scher Familienchronik wurde sie um 1840 gef\u00e4llt.<\/p>\n
Ausf\u00fchrliche Erl\u00e4uterungen<\/strong>
\n
\nJi\u0159\u00ed H\u00f6nes \u2013 Eduard Brauer: Die Spieleiche im Hagenschie\u00dfwald bei Pforzheim (2014, \u00fcberarbeitete Fassung 2017)
\n[PDF<\/a>]<\/p>\n
Zum Autor<\/strong>
\n
\nJi\u0159\u00ed H\u00f6nes \u2013 Sagenbilder in Lied und Reim – der badische Dichter Eduard Brauer (2014, \u00fcberarbeitete Fassung 2017)
\n[PDF<\/a>]<\/p>\n
Downloads<\/strong>
\n
\nDie Spieleiche im Hagenschie\u00dfwald bei Pforzheim (Deutscher Musen-Almanach f\u00fcr das Jahr 1855)
\n[PDF<\/a>]
\n
\nDie Spieleiche im Hagenschie\u00df bei Pforzheim (Badische Sagenbilder in Lied und Reim)
\n[PDF<\/a>]
\n
\nBernhard Baader: Die Spieleiche
\n[PDF<\/a>]
\n
\nKarl Hermann Klaiber: Der Badische Hagenschie\u00df und seine w\u00fcrttembergische Umgebung (Auszug)
\n[PDF<\/a>]
\n
\nPaul Langhammer: Der nackte Mann
\n[PDF<\/a>]<\/p>\n
Links<\/strong>
\n
\nWikipedia: Eduard Brauer<\/a>
\n
\n Wikisource: Eduard Brauer, Quellen und Volltexte<\/a><\/p>\n
Quelle<\/strong>
\n
\nO.F. Gruppe (Hrsg.): Deutscher Musen-Almanach f\u00fcr das Jahr 1855.
\nDruck und Verlag von Georg Reimer.
\nBerlin.
\nS. 100\u2013102.
\n[Google Books<\/a>]
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